Je jünger und gesünder und je risikoärmer der Beruf, desto einfacher und günstiger ist der Abschluss einer Versicherung der Arbeitskraft. Je älter und kränker und je risikoreicher der Beruf hingegen, desto schwieriger bis unmöglich wird es, eine BU zu erhalten. Dies sind in der Branche allgemein kolportierte Grundregeln.
Das Alter und manche Gründe für die Berufsunfähigkeit sind zweifellos miteinander verknüpft. Versicherer gehen daher insgesamt von einem höheren Risiko älterer Versicherungsnehmer aus. Dies wird auch durch die Statistik der gesetzlichen Rentenversicherung bestätigt. Die Verteilung der genehmigten Erwerbsminderungsrenten belegt einen direkten Zusammenhang mit einem höheren Lebensalter.
Individuelle Prüfung unabhängig vom Alter
„Mit steigendem Alter nimmt erfahrungsgemäß auch die Häufigkeit von Erkrankungen wie zum Beispiel des Skelett- und Bewegungsapparates oder des Herzens und des Gefäßsystems zu“, sagt Michael Hinz, zuständig für das Marktmanagement Leben, Unfall und Finanzzweige der SIGNAL IDUNA Gruppe. Ein Ausschlusskriterium sei dies jedoch nicht, denn jeder einzelne BU-Antrag werde individuell geprüft. Und für ältere Antragsteller gelten prinzipiell die gleichen Kalkulationskriterien wie für jüngere Neukunden.
In die Kalkulation gehen zudem auch neutrale oder gegenläufige Faktoren ein: So haben jüngere Menschen ein statistisch höheres Risiko, aufgrund eines Unfalles berufsunfähig zu werden als Menschen über 50 Jahre. Bei psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen oder Burnout besteht keine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit des Auftretens bei älteren Menschen.
Das bedeutet für Best Ager, insbesondere wenn sie einen guten Gesundheitszustand haben und keinen besonders risikoreichen Beruf ausüben, dass sie durchaus noch die Möglichkeit haben, eine leistungsstarke Berufsunfähigkeitsversicherung zu erhalten. Das ist auch sinnvoll, denn ein 50-Jähriger hat immerhin noch ein Drittel seiner Berufslaufahn vor sich.
Da die Mindestlaufzeit von BU-Verträgen meist bei lediglich fünf Jahren liegt, ist ein später Abschluss kein Hindernis.
Deutlich teurere Beiträge
Allerdings liegen die Beitragssätze für ältere Kunden deutlich höher als für jüngere Kunden. Denn üblicherweise kommt es in der BU um das 40. Lebensjahr herum zu einem Prämiensprung. Laut Berechnungen aus Maklerkreisen müssen 40-jährige beim Abschluss einer BU in der Regel etwa 20 Prozent mehr aufbringen als 30-jährige Einsteiger. 50-Jährige müssen mit etwa 40 Prozent höheren Einstiegsbeiträgen rechnen als 30-Jährige. Voraussetzung: Alle BU-Einsteiger weisen einen guten Gesundheitszustand auf.
Zudem achten viele Versicherer bei älteren Kunden stärker darauf, dass neben dem Gesundheitszustand weitere Risikofaktoren ausgeschlossen sind. Das Risiko des Berufs oder des Hobbys wird meist genauer überprüft. Ältere Kunden können den Beitrag zwar senken, indem sie das Endalter in der Laufzeit um einige Jahre verkürzen. Dies ist jedoch nur anzuraten, wenn sie eine drohende Versorgungslücke bei Berufsunfähigkeit in den letzten Jahren bis zum Rentenbeginn aus eigenen Mitteln überbrücken können.
Grundfähigkeitsversicherung als Alternative
Wie häufig erhalten Best Ager eine BU? Aktuelle Zahlen hat die SIGNAL IDUNA Gruppe vorliegen. Für die neue Produktgeneration SI WorkLife verzeichnete SIGNAL IDUNA zwischen November 2019 bis Ende August 2020 zum Beispiel 5,7 Prozent Neuabschlüsse für Personen über 40 Jahren für die Berufsunfähigkeitsversicherung EXKLUSIV. Der Anteil von 50plus-Neukunden lag dort bei 1,2 Prozent. Das sind überschaubare Zahlen, sie liegen aber nicht bei Null.
Einen deutlich höheren Anteil von Best Agern weist demgegenüber die Grundfähigkeitsversicherung SI WorkLife KOMFORT auf. Dort sind 16,6 Prozent der Neuabschlüsse Kunden über 40 Jahre und 5,0 Prozent Kunden über 50 Jahren. Die Alternative der Grundfähigkeitsversicherung wird in der Praxis demnach von älteren Kunden häufiger gewählt. Auch zu Ablehnungen und Ausschlüssen für Kunden über 50 nimmt SIGNAL-IDUNA-Experte Hinz Stellung: „Je nach Ausprägung und Schwere der Erkrankungen kann es auch zu Ablehnungen kommen. Typisch altersbedingte Ausschlüsse können wir für diese Zielgruppe aber nicht bestätigen.“
Für Makler lässt sich daher dieses Fazit ziehen: Bei Neukunden im fünften Lebensjahrzehnt sollte man nicht automatisch davon ausgehen, dass es für die erstmalige Absicherung ihrer Arbeitskraft allein aufgrund des Alters zu spät sei. BU-Abschlüsse ab 50 Jahren sind möglich.